„Tut weniger weh als die Wahrheit“: Kroos übt scharfe Kritik an der Nationalmannschaft
Köln – Die deutsche Fußballnationalmannschaft zeigte sich in den WM-Qualifikationspartien gegen die Slowakei und Nordirland alles andere als überzeugend. Auch Rio-Weltmeister Toni Kroos (35) hatte daran wenig Freude und sprach ein unverblümtes Urteil über die derzeitigen DFB-Spieler aus.
Der sechsmalige Champions-League-Gewinner stellte fest, dass die Mannschaft aktuell noch „meilenweit“ von dem im letzten Sommer ausgegebenen WM-Titel entfernt sei und „wirklich nicht gut“ spiele. Über die Partie gegen die Slowakei wollte er lieber gar nicht erst sprechen, wie er in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“ betonte.
Kroos machte deutlich, dass man anerkennen müsse, „dass wir momentan nicht zu den Teams zählen, die sich große Erfolge auf die Fahnen schreiben dürfen – auch, weil andere schlichtweg besser sind“.
Als sein Bruder Felix (34) darauf hinwies, dass nach Niederlagen immer wieder die Mentalität als Erklärung herangezogen werde, konterte Toni scharf: „Ja, weil es weniger schmerzt als die Wahrheit“, brachte der Ex-Nationalspieler die Problematik auf den Punkt.
„Man hofft immer, dass beim nächsten Spiel die Mentalität passt. Doch eigentlich handelt es sich um eine Mischung aus fehlender Mentalität und mangelnder Qualität. Gerade im Vergleich zum internationalen Top-Niveau wird es für Deutschland „wirklich eng“, so Kroos.
Sein Bruder entlockte dem 114-fachen Nationalspieler ein überraschendes Geständnis: Der vor rund einem Jahr zurückgetretene Mittelfeldspieler gab zu, nicht alle aktuellen Profis im DFB-Kader persönlich zu kennen.
„Wenn ich mir den Kader anschaue, habe ich das Gefühl, es war wohl noch nie so einfach, ins Nationalteam zu kommen“, brachte Felix das Thema Kader-Auswahl zur Sprache. „Ich will niemandem die Qualität absprechen, aber gefühlt reichen aktuell drei oder vier gute Wochen, um direkt eingeladen zu werden.“
Daraufhin forderte er seinen Bruder heraus: „Ich bezweifle, dass du alle Spieler, die nominiert wurden, wirklich kanntest.“ Toni gab unumwunden zu: „Da hast du Recht. Das kann man mir vorwerfen.“
Trotz aller Kritik sieht Kroos die Chancen der DFB-Auswahl für die bevorstehende WM nicht ganz verloren. Er erinnerte daran, wie oft er mit Real Madrid erlebt habe, dass Teams im Herbst abgeschrieben wurden, um dann im Mai die Champions League zu gewinnen.
„Bis dahin ist noch Zeit. Wenn wir dann mit unserer besten Startelf und etwas mehr Selbstvertrauen antreten, glaube ich, dass wir erst einmal geschlagen werden müssen“, schloss der 35-Jährige ab.